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WER BIN ICH?
DAS SELBSTKONZEPT

WER BIN ICH?
DAS SELBSTKONZEPT

- einfach erklärt!

Selbstkonzept. Einer der Lieblingsbegriffe von Psycholog:innen und Coaches. Selbst – Konzept. Ein Konzept von sich selbst? In diesem Beitrag werde ich beleuchten, was man genau unter dem Selbstkonzept versteht und wo es herkommt.

 

Was genau ist also das Selbstkonzept. Carl Rogers, der Begründer der Humanistischen Psychologie und Gesprächspsychotherapie  definiert 1981 das Selbstkonzept als „organisierte, konsistente begriffliche Gestalt […] zusammengesetzt aus der Wahrnehmung des ‚Ich‘ und den Wahrnehmungen der Beziehungen dieses ‚Ich‘ zur Außenwelt und zu anderen.“ (S. 212).

Das Selbstkonzept inkludiert also sowohl das Bild das du selbst von dir hast (Selbstbild) als auch die Annahme darüber, wie andere Personen dich sehen und was sie von dir halten (Fremdbild).

Es ist dadurch auch zu einem gewissen Teil ein soziales Produkt (Oyserman, 2004). Das Selbstkonzept beinhaltet also Informationen. Zum Beispiel kann mein Selbstkozept beinhalten, dass ich eine Person bin, die schüchtern ist, die gut klavierspielen kann und die anderen gegenüber immer loyal ist. In Bezug auf Andere inkludiert das Selbstkonzept zum Beispiel, dass andere mich nicht mögen. Das wäre ein Beispiel für ein negatives Selbstkonzept in Bezug auf die Meinung anderer. Dieses Konzept äußert sich in Glaubenssätzen wie: „Niemand mag mich.“

 

In der Literatur wird das Selbstkonzept um zusätzliche Aspekte ergänzt. So definieren Gerring und Zimbardo (2018, p. 513) das Selbstkonzept als eine „dynamische geistige Struktur, die intra- und interpersonale Verhaltensweisen und Prozesse motiviert, interpretiert, strukturiert, vermittelt und reguliert.“  Das bedeutet, dass das Selbstkonzept nicht einfach nur passiv da ist. Es hat auch einen Einfluss auf unser Handeln, da es unsere Gedanken und unsere Motivation beeinflusst.

 

 

Okay. Jetzt wissen wir, was sich hinter diesem so oft verwendeten

Wot verbirgt. Aber wo kommt das Selbstkonzept her? Hat man das einfach so?

 

Das Selbstkonzept entsteht auf der Basis von Erfahrungen mit sich selbst und der eigenen Umwelt, sowie des Sozialisierungsprozesses, wobei die schulische Sozialisierung dabei eine besonders entscheidende Rolle spielt (Oerter, Montada, & Oerter-Montada, 2002; Rogers & Schmid, 1991). Dennoch bleibt das Selbstkonzept über die Lebensspanne hin variabel und kann durch Erleben beeinflusst werden (Mummendey, 2006).

 

Dein Selbstkonzept umfasst Annahmen über Persönlichkeitsmerkmale, Ziele, Bedürfnisse, Motive, Normen, Regeln, Fähigkeiten, sowie Entwicklungsmöglichkeiten (Gerring & Zimbardo, 2018; Greif, 2008; Greif, Möller, & Scholl, 2018).

 

Die im Selbstkonzept inkludierten Aspekte können somit im besten Fall eine Antwort auf die Frage: „Wer bin ich und wo gehöre ich dazu?“ geben (Oyserman, 2004).

 

Von seiner Struktur her ist das Selbstkonzept laut Rogers zum einen konsistent und bildet eine Einheit, jedoch ist es auch variabel und veränderbar (Rogers & Schmid, 1991). Laut Rogers (1991) ist das Selbstkonzept dem Bewusstsein zugänglich, aber nicht immer im Bewusstsein und somit nicht immer bewusst. Personen nutzen das Selbstkonzept  zur Erklärung ihrer Lebensumstände und als Bezugspunkt zur Orientierung für ihr Handeln (Greif, 2008; Naudascher, 1980;  Rogers & Schmid, 1991). So wählen Personen beispielsweise nach dem Prinzip des Person-Job-Fit Berufe, für deren Ausübung die Merkmale benötigt werden, welche sie sich selbst in ihrem Selbstkonzept zuschreiben (Burchardt, 2009; Greif et al., 2018; Kienzl, 2009).

 

Jetzt weißt du, was sich hinter dem Selbstkonzept versteckt! Im Coaching ist das Selbstkonzept von besonderer Bedeutung. Durch Selbstreflexion  kannst du immer mehr herausfinden, wie dein persönliches Selbstkonzept aussieht. Dabei kann dir dich auch ein Coaching unterstützen, wenn du selbst nicht weiterkommst.
Ich hoffe dir hat mein Betrag zum Thema Selbstkonzept gefallen. Wenn du Fragen, Wünsche oder Anregungen hast freue ich mich sehr über deine Mail!
Wenn dich das Thema interessiert, lies doch gerne meinen Beitrag über Realselbst und Idealselbst. Viel Spaß damit!

Quellen:

Burchardt, E. (2009). Coaching und Selbstentwicklung. Organisationsberatung, Supervision, Coaching, 16(4), 385.

 

Gecas, V. (1982). The self-concept. Annual Review of Sociology, 8(1), 1–33.

 

Greif, S. (2008). Coaching und ergebnisorientierte Selbstreflexion: Theorie, Forschung und Praxis des Einzel- und Gruppencoachings. Innovatives Management. Göttingen: Hogrefe. Retrieved from http://www.socialnet.de/rezensionen/isbn.php?isbn=978-3-8017-1983-8

 

Greif, S., Möller, H., & Scholl, W. (2018). Handbuch Schlüsselkonzepte im Coaching: Mit 56 Abbildungen und 33 Tabellen. Springer Reference Psychologie. Berlin: Springer. https://doi.org/10.1007/978-3-662-49483-7

 

Kienzl, S. (2009). Entwicklung des Selbstwertes beziehungsweise Selbstkonzeptes in der Personzentrierten Psychotherapie. uniwien.

 

Mummendey, H. D. (2006). Psychologie des „Selbst“: Theorien, Methoden und Ergebnisse der Selbstkonzeptforschung. Göttingen: Hogrefe.

 

Naudascher, B. (1980). Das übergangene Selbst: Pädagogische Perspektiven zur Selbstkonzeptforschung. (Campus Forschung: 168). Frankfurt usw.: Campus Verl.

 

Oerter, R., Montada, L., & Oerter-Montada (2002). Entwicklungspsychologie: Lehrbuch (5., vollst. überarb. Aufl.). Weinheim: Beltz PVU. Retrieved from http://www.socialnet.de/rezensionen/isbn.php?isbn=978-3-621-27479-1

 

Offermanns, M. (2004). Braucht Coaching einen Coach? Eine evaluative Pilotstudie: ibidem-Verlag/ibidem Press.

Oyserman, D. (2004). Self-concept and identity. 14051106.

 

Quitmann, H. (1991). Humanistische Psychologie: Zentrale Konzepte und philosophischer Hintergrund. Zugl.: Berlin, Techn. Univ., Diss (2. Aufl.). Göttingen: Hogrefe.

 

Rogers, C. R., & Schmid, P. F. (1991). Person-zentriert : Grundlagen von Theorie und Praxis ; mit einem kommentierten Beratungsgespräch von Carl Rogers. Edition Psychologie und Pädagogik. Mainz: Matthias-Grünewald-Verl.

Rauen, C. (2005). Handbuch Coaching (3., überarb. und erw. Aufl.). Innovatives Management. Göttingen: Hogrefe. Retrieved from http://www.handbuch-coaching.de

 

Rogers, C. R., & Schmid, P. F. (1991). Person-zentriert : Grundlagen von Theorie und Praxis ; mit einem kommentierten Beratungsgespräch von Carl Rogers. Edition Psychologie und Pädagogik. Mainz: Matthias-Grünewald-Verl.

 

Stober, D. R., & Grant, A. M. (2006). Evidence based coaching handbook: Putting best practices to work for your clients. Hoboken, NJ: Wiley. Retrieved from http://lib.myilibrary.com/detail.asp?id=45031

 

Waldl, R. (2004). Personzentriertes Coaching. Person, 2(2004), 164ff.

 

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